
Die endlosen Weiten des Mittelmeeres, eine erbarmungslos strahlende Sonne am Horizont und an jeder Ecke eine feine Meeresprise Nationalkultur, gefangen zwischen altbyzantinischem Reich, edlen Rittern auf hohen Rössern und einem bunt durchmischten Volk an unverbesserlichen Lebensbejahern: Auch wenn diese Beschreibung dem putzigen Inselstaat Malta, nördlich kurz unterhalb des italienischen Stiefels gelegen, kaum gerecht werden kann - es ist zumindest ein erster Versuch, mein neues Zuhause auf Zeit in Worte zu fassen.
Vergangenen Sonntag ging es auf große Reise für mich Neu-Schulabgänger, so langsam hat sich auch meine Aversion gegen Klimaanlagen gelegt und die maltesische Insel hat mich mit all ihrer Schönheit gefangen genommen.

Was mich an die maltesischen Küsten treibt?
Nicht nur Sonne, Spa´ß und lange Strandspaziergänge werden mich die nächsten zwei Monate beschäftigen - als Teil eines multikulturellen, kunterbunten Teams bin ich für den lokal verwurzelten Sprachreisenanbieter IELS Malta unterwegs. "Residence Supervisor", so nennt sich meine erste feste Anstellung, die ich gleich auch noch im englischsprachigen (und sonnigen!) Ausland antreten durfte. Besser kann man sich den Start in die ernsten "Zwänge des Arbeitslebens" nicht vorstellen.
Im Alltag bedeutet mein Job (neben den oben genannten "selbst auferlegten Pflichten") vor allem "Dasein". Dasein für unsere mehrheitlich jungen Gäste aus Deutschland, Russland oder anderswo. Dasein für das gesamte sechsköpfige Team des Hotels, das die Verantwortung vor Ort trägt. Dasein für die "Mother Company", die mit mehr als hundert Leuten für das Wohl der Klienten gerade steht. Und natürlich Dasein für den berühmt-berüchtigten Ausnahmefall: Alles, was auf einer Sprachreise für junge Menschen eben zum Problem werden könnte.

Und sonst so?
"Sonst so"wird es hier auf diesem Blog in der nächsten Zeit vor allem von Maltaeindrücken nur so wimmeln. Die Insel ist ein kleines verstecktes Juwel des Mittelmeeres, das ich in den nächsten zwei Monaten nun vorsichtig aus seiner Gefangenschaft der Bedeutungslosigkeit befreien möchte. Vor zwei Jahren kam ich durch reinen Zufall erstmals auf die Zwerginsel: Auf der Suche nach einer geeigneten Sprachschule versuchte ich, einen möglichst großen Bogen um die selbst im Sommer bitterkalten britischen Gefilde zu machen. Und da die USA, oder gar ganz exotisch Australien, für zwei kurze Wochen deutlich zu weit entfernt liegen, wurde es am Ende Malta; die putzige mediterrane Ex-Kolonie, die erst seit 1974 nicht mehr der Queen aus England als Staatsoberhaupt untersteht und sich seitdem stolz eine eigene Republik nennen darf. Auch die strikte britische Kommandatur wurde im Zuge der 70er-Reformen durch ein eher entspanntes Südeuropa-Flair eingelöst, allein die Sprache konnte sich halten und baute sich sogar zunehmend zum selbstständigen Wirtschaftszweig aus: Wikipedia.de berichtet von jährlich 70.000 Sprachschülern, gefühlt besetzen die Sprachschüler ganze Landstriche. Wie einst die Ritter des Malteserorden oder später napoleonische und britische Truppen haben sie die Insel, und viele ihrer Bewohner als Arbeiter der Branche, komplett im Griff.

Und wie sind die ersten Tage so?
Auch wenn die Straßen im Sommer voll gepackt mit Schülern erscheinen, die Sonne keine Stunde ohne Trinkwasser zulässt und die Abende (dem Partyviertel Paceville in Laufnähe sei Dank) eher kurz zu werden drohen: Malta scheint nach meinen ersten Einleb-Tagen wie ein Traum mit nur wenig kleinen Tücken. Das Team in der Residenz hätte ich nicht besser treffen können, die meisten Schichten verlaufen ruhig und auch von der Insel konnte ich, den acht Stunden langen Arbeitstagen zum Trotz, bereits viele Eindrücke dem inneren Poesialbum hinzufügen. Noch ist es eher die klassische "Melancholie-Phase": Alte Orte von vor zwei Jahren wiederfinden, die damals liebgewonnenen maltesischen Pastizzi (zu denen vielleicht zukünftig noch ein Blogeintrag folgt) durchprobieren und endlich wieder die steinigen Küstenstrände der Insel entlang flanieren.
Bald schon wird dann sicherlich auch zu neuen Küsten aufgebrochen: Auch wenn die drei Inseln Maltas - neben der Hauptinsel sind noch die zwei kleinen Nachbarinseln Gozo und Comino sowie einige unbewohnte Riffe staatliches Hoheitsgebiet - nicht groß erscheinen, muss ihre Vielfalt an Möglichkeiten unermesslich sein.
Einzig die Arbeitstage gestalten sich bislang seltsam ruhig, teilweise sogar etwas zu trist. Dass sich das noch ändern wird, ist allerdings vorprogrammiert: Spätestens am Wochenende sorgen die Ankünfte und Abflüge für die "nötige" Hektik an der Rezeption. Mein Arbeitssommer ist ja noch lange genug für die spannendsten Überraschungen...
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