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#Museumslust - die sechs besten Museen Maltas (Teil 1)

Ob im Ausland oder daheim - Museen jeder Art sind eine geheime Leidenschaft von mir. Stundenlang kann ich mich durch ihre Ausstellungstexte kämpfen, die heilige Stille der langen Korridore genießen und versuchen, das aufzusaugen, was Museen uns erzählen möchten: Geschichte(n), von menschliche Schicksalsschlägen oder manchmal sogar aus der Zukunft.

Eine richtiggehende Liebe habe ich inzwischen für wirklich gut gemachte Museen entwickelt. Es ist also mehr als nur eine Pflichtaufgabe für mich, auch die museale Bandbreite Maltas zu erforschen - eine Freude, die ich selbst weniger museal Interessierten Menschen dringend empfehlen würde. Nicht jedes der für eine so kleine Insel wirklich zahlreichen Museen hat aber wirklich Erkenntnisreiches zu bieten. Es folgt der Versuch eines selbsternannten "Experten", die sechs besten Orte des Landes ausfindig zu machen. Malta-Liebhaber, die sich nach mehr sehnen oder weitere Geheimtipps kennen, können jederzeit weitere Vorschläge einreichen!   

Alles rot: Das Postal Museum Maltas in der Hauptstadt Valletta.
Alles rot: Das Postal Museum Maltas in der Hauptstadt Valletta.

1 von 6: Malta Postal Museum 

Versteckt in einer schmalen Gasse, in einem noch schmaleren Haus, Vallettas ist dieses Museum über die reiche Postgeschichte der maltesischen Inseln ein echter Smaragd der lokalen Kulturszene, der nur von wenigen Touristen geborgen wird. 

Das Postal Museum steht unter der Rigide der alles beherrschenden staatlichen Poststelle, weswegen der, mit Sicherheit kostspielige, moderne Charakter des Museums keineswegs überrascht. Mit vermutlich kräftig verabreichten Finanzspritzen setzt die Ausstellung nun zu neuen Höhenflügen im Postwesen an. Das Besondere am maltesischen Postmuseum? Die zahlreichen Exponate, gesammelten Briefe, Briefmarken und Videosequenzen geben nicht nur einen lebhaften Einblick in das Spezialgebiet der (hier rot gekleideten) Postler. Wie bei Briefen und anderen Post-Reliquien üblich, liefert jedes Ausstellungsstück gleich auch ein Stück große Zeitgeschichte im Kleinen mit. So erfährt der staunende Besucher mit Blick auf die gläsernen Vitrinen ganz nebenbei das Wichtigste zu Maltas Historie unter den Römern, den Ordensrittern, den Franzosen, Briten und während zwei zerstörerischer Weltkriege. 

 

Thematik: **** 

Optik: *****

Gesamt: ****

Die Diözesankirche mit den wenigsten Schäfchen im Sprengel: Der Dom inmitten der jahrhundertealten Zitadelle.
Die Diözesankirche mit den wenigsten Schäfchen im Sprengel: Der Dom inmitten der jahrhundertealten Zitadelle.

2 von 6: The Citadella, Gozo 

Einst garantierte die Zitadelle, weit über den Köpfen der Inselbewohner auf einem Plateau liegend, den Schutz der Gozitaner in den langen Zeiten der Kriege. Aber, heute wie damals, war die Zitadelle immer schon mehr als nur das. Sie war Handelszentrum und Lebensmittelpunkt, erzkatholische Zentrale einer der kleinsten Diözesen der Welt und noch dazu ein Berg mit reichhaltigem archäologischen Erbe.

Erzählstränge und Lebenslinien für eine breitgefächerte museale Aufarbeitung bietet das Kulturdenkmal über der heutigen Großstadt Victoria somit genug - eine Tatsache, der seit der EU-gestützten Förderung endlich auch in aller Reichhaltigkeit Rechnung getragen wird. Das entstandene Visitor Centre, aus modernem Stahl geschmiedet und daher eher weniger eine Augenweide im Kontrast zum sandsteingelb der Zitadelle, verbindet auf effektive Weise Erlebnis mit Geschichte. Zahlreiche Medienstationen bieten einen reichlich bebilderten Einblick in die heutige und damalige Lebenswelt rund um die Zitadelle, ehe der Besucher das vor Kraft nur so strotzende Fort selbst erkunden kann. Absoluter Star der Neueinrichtung bleibt jedoch der letzte Teil der Ausstellung: Eine eigens für das Besucherzentrum kreierte Multimediashow bietet einen atemberaubend anderen Blick auf das Erbe der Ordensritter Maltas, die einst auch diese Festung aus dem Boden stampften: Aus historischer Sicht vermutlich etwas zu aufgeputscht und weniger den Fakten treu, ist es für den geschichtsinteressierten Laien genau das richtige Spektakel, um einen sehenswerten Überblick im Gedächtnis zu behalten.   

 

Thematik: *****

Optik: ***

Gesamt: ****

Von außen kaum ein Ausrufezeichen im historischen Stadtbild Vallettas, doch hinter den Türen wartet eine andere royale Welt: Das Casa Rocca Piccola.
Von außen kaum ein Ausrufezeichen im historischen Stadtbild Vallettas, doch hinter den Türen wartet eine andere royale Welt: Das Casa Rocca Piccola.

3 von 6: Casa Rocca Piccola, Valletta 

Dieses kleine Kastell im Schatten des Grandmaster's Palace wird mit großer Sicherheit für immer mein Favorit unter den maltesischen Museumshighlights bleiben. 

Wo das Ludwigsburger Schloss mächtig barock daherkommt, Schloss Neuschwanstein seine Besucher mit klebriger Romantik überzieht und das Neue Schloss in Stuttgart so etwas wie ein württembergische Nationaldenkmal darstellt, ist diese beinahe bescheidene Villa des Hochadels etwas ganz besonderes: Luxuriös und doch bodenständig, glamourös und doch ein wenig bescheiden, ein Schloss und eben doch nur ein Casa Piccolla. Kurzum: Für mich die erste "schlossähnliche" Einrichtung, in der ich mich nicht wie ein ungebetener Eindringling in einem toten Gebäude mit toten Mauern gefühlt habe, sondern wie ein wirklich gern gesehener Gast bei den urigen "Königs zu Hause". 

Was das Casa Rocca Piccola und sein legendär gutes Führungsteam vermitteln, bekommt man so schnell nirgends geliefert: Ein echtes Stück adliger Geschichte, gepaart mit einer Prise maltesischer Geschichte und ganz viel ungeschönter Authentizität. Auch das ein verborgenes Juwel der Seitenstraßen Vallettas und für Leute auf der Jagd nach guten Bildern ohnehin einen Abstecher wert.  

 

Thematik: *****

Optik: *****

Gesamt: *****

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Kommentare: 1
  • #1

    Rita (Mittwoch, 31 Juli 2019 22:40)

    Lieber Felix, du hast ja wieder einiges entdeckt und prima beschrieben!