Zwei Tage sind es noch, bis ich zum ersten Mal seit zwei Monaten in Frankfurt wieder deutschen Boden betreten werde. Mit den letzten Zügen meines maltesischen Lebens schwingt einiges an Heimweh mit, vor allem aber ist es Wehmut und die bittere Sicherheit, einen spannenden Sommer hinter mir zu lassen. Ich durfte viele neue Menschen kennenlernen, mich auf einem neuen Arbeitsfeld in einem komplett neuen Arbeitsumfeld ausprobieren und Erfahrungen sammeln, die ich nicht missen möchte, ganz gleich ob sie gute oder schlechte waren.
Die letzten Tage sind auch der geeignete Moment, um eine erste allumfassende Bilanz zu ziehen. Genau deswegen habe ich begonnen, meine eigene "Top und Flop"-Liste Maltas zu erstellen. Letzte Woche bereits galt den eher weniger schönen Facetten meines Aufenthalts meine Aufmerksamkeit, heute folgt als krönender Abschluss eine sorgfältig getroffene Auswahl an Dingen, die ich an Malta DEFINITIV vermissen werde.

Platz 5: Die Kultur und Geschichte(n)
An einem so von Sonne, Strand und Meer durchdrungenen Ort wie Malta denkt man erst im zweiten Schritt an Kultur. Aber wer seine Zeit auf dieser Insel nur am Strand verbringt, der würde ihr arges Unrecht tun. Ein ums andere Mal war ich hin und weg von der Tatsache, wie viel Geschichte sich doch auf einen so kleinen Flecken Erde zusammendrängen kann. In Städten wie dem altehrwürdigen Mdina fühlt es sich beinahe so an, als ob jeder Stein seine ganz individuelle Heldengeschichte zu erzählen hätte.
Aber die versteckte maltesische Schönheit bleibt nicht nur in längst vergangener Geschichte stecken: Malteser sind sichtlich stolz auf ihre Kultur und geben Interessierten bereitwillig Auskunft. Beginnend bei ihrer ganz eigenen, magischen Sprache streckt sich dieses Feld ununterbrochen bis hin zu den zahlreichen Fiestas und Feuerwerken. Die Einblicke, die ich an allen Ecken dieser kulturellen Mosaiksteinchen erhalten durfte, waren eines der unbezahlbaren Geschenke meines Sommers.
Nachlese: Meine Museumslust 1 und Museumslust 2 zum Nachempfinden.

Platz 4: Ftira, Qassatat und Pastizzi
Nein, auf einer Waage habe ich mich schon länger nicht mehr getraut und ja, das ist vermutlich auch besser so. Das obig genannte Trio des maltesischen Gourmethimmels ist nämlich nicht gerade für seinen gesunden Kalorienhaushalt bekannt. Der Nationalsnack Pastizzi lässt sich nur schön fettig so richtig genießen, der weniger bekannte Bruder der Teigtasche, Qassatat, kann zuweilen schon ein ordentlicher, verlockend duftender Brocken sein und das Nationalsandwich Ftira spielt ohnehin in einer eigenen Liga der Nährwerte. Die maltesische Küche mag es fettig, fleischig und reichhaltig - aber sie ist nunmal unwiderstehlich lecker!
Immer wieder habe ich im Gespräch mit Anderen betont, dass ich eigentlich auch allein von diesen drei Nationalgerichten leben könnte, nun muss ich sie todtraurig hinter mir lassen. Allein beim Gedanken an Pastizzi fließt mir schon wieder das Wasser im Munde zusammen, wie ich die nun folgende "Trockenzeit" überleben soll ist mir selbst noch nicht ganz klar. Einziges Heilmittel bleibt da der vorzügliche maltesische Wein, den man gerne zu jeder Gelegenheit trinken kann und mit seinen Prozenten zumindest ein wenig das Fernweh bekämpfen sollte. Ihn kann man wenigstens, anders als das unbezahlbare Gefühl von echten Qassatat zum Frühstück, auch getrost nach Deutschland exportieren.
Nachlese: Mein Bericht zur leckeren gozitanischen Ftira gab es hier

Platz 3: Das maltesische Lebensgefühl
Jetzt wird es knifflig. Gerne gebe ich mir für diesen Blog immer wieder die Mühe, das Erlebte in eine möglichst bildliche Sprache zu verpacken. Doch spätestens beim Thema Lebensgefühl muss auch mein Sprachzentrum kapitulieren. Die maltesische Übersetzung des savoir vivre, das hier besonders im Sommer gelebt wird, kann nicht mit Worten beschrieben werden. Man muss es mitfühlen, miterleben, ja möglichst selbst im Alltag anwenden. Am Besten geht das natürlich beim geselligen Beisammensein oder köstlichen maltesischen Mahlzeiten. Aber auch sonst lässt sich das Lebensgefühl der Insulaner schnell an jeder Ecke ergiebig inhalieren. Ich selbst hatte die Ehre, das zwei Monate lang fast durchgängig zu tun, weil man selbstverständlich auf Schritt und Tritt von Einheimischen umgeben ist. Eine tolle Gelegenheit, tiefer in die Lebensrealität der locals einzutauchen als das eine klassische All-inclusive-Bettenburg je möglich machen könnte.

Platz 2: Valletta, Gozo und Mdina
Über die örtliche Kultur habe ich bereits reichlich geschwärmt, dennoch gebührt diesen drei Juwelen noch eine eigene Erwähnung auf Platz 2: Für mich stellen Valletta, Gozo und Mdina (in genau dieser Reihenfolge) unangefochten die Dreifaltigkeit der maltesischen Schönheit dar. Mein erster Tagesauflug im Juli galt Valletta und seitdem hat mich diese putzigste aller europäischen Hauptstädte in ihren magischen Bann gezogen. Ähnliches gilt für das versteckte "echte Malta" auf der Nachbarinsel Gozo: Bei meinem ersten Besuch vor zwei Jahren habe ich diesen Teil der Inselgruppe noch mit schändlicher Nichtbeachtung gestraft. Einen Fehler, den ich 2019 glücklicherweise mit zwei Besuchen auf Gozo wett machen konnte. Beide Male eröffnete sich mir eine ganz neue Sicht auf Malta: Die kleine Nachbarinsel ist grüner, deutlich historischer und beinahe unberührt von den Baggern der geldgierigen Investoren, die auf Malta leider schon genug Unheil angerichtet haben. Bitte bleib wie du bist, liebes Gozo!
Gleiches möchte man auch Mdina zurufen, der ältesten Stadt Maltas und gleichzeitig einer der schönsten. Wo Valletta durch sein geschäftiges Brummen auffällt, liegt Mdina besonders friedlich auf der mächtig erhabenen Anhöhe im Zentrum des Archipels. Die Magie der schon von den Römern besiedelten Stadt ist bis heute glücklicherweise kaum gebrochen.
Jeden einzelnen dieser Orte werde ich meinen Lebtag wohl nicht mehr vergessen können!

Platz 1: Die Menschen/ The people
Platz 1 bleibt den wundervollen Menschen dieser wundervollen Insel vorbehalten. Und da die meisten von ihnen von der deutschen Sprache wenig Ahnung haben, folgt hier eine für hoffentlich alle verständliche, kurze englische Passage (die es evtl. zukünftig öfter gibt, man wird sehen):
Oftentimes, it's not just the streets and buildings that make a place perfect, but the people. From the moment I first arrived to my new place of work in The Howard Hotel here in Malta, I immediately felt so incredibly at home, it was almost too good to be true. The encounters I had were mostly beyond compare and, in rare occasions only, not to my sheer joy. Among these, I may mention the wonderful Hotel staff I was privileged to work with for a whole summer and our always happy cleaners. You were the people who brought the magic to this place and turned the white walls of our hotel into colourful ones, filled with hospitality and respect for every single guest and member of staff we embraced.
Above all, I must also mention the Residence Supervisors, people at school and Activity Leaders of 2019, who made this summer the incredible experience it turned out to be. All of you are an unbelievably funny, joyous and dedicated bunch of people and you really do make IELS a place that stands out in the universe of Maltese language schools. I will never ever forget the help I received from you, the kindness you gave as well as the many moments of fun, happiness and (sometimes) even serious emergency we shared and mastered together!
My thanks are also with any student who may read this. To me, caring for surely more than 400 people was never just a job to earn money with. The moment you greet and try to make them feel at home in such a foreign surrounding, you also allow them to "conquer" your heart. I am thankful for the many good chats I had, the funny card games I played and the amazing students we hosted. I know you always meet twice in life, hence I am really looking forward to that second time to happen soon (maybe next summer in Malta, who knows!)
Lastly, I want to extend my thanks to the people I was able to meet outside of work, thus the many I was in contact with to make this blog happen. Even plainly answering my shy requests as a small little travel blogger in the first place showed me their immense benevolence. This first slight signal of interest was later joined by many more when chatting and physically meeting my interview partners. All of you helped me with understanding this frankly quite miraculous place just a tiny little bit better, so that I know hold a completed "Malta-puzzle" in my hands upon flying back home.
In specific, this is to: Baron Nicholas de Piro and the staff from Casa Rocca Piccolla, Grace and Nancy from Maxokk Bakery, Joanna Demarco and the team of the Valletta Arts Gallery, the amazing Richard Micallef, Georges Meekers from Delicata Winemakers, my dear receptionist colleague Nadine helping me out with her eternal knowledge of Maltese and, most recently, the three young professionals from "Find The Door" in Birgu.
Thanks for all your kindness, your answers to my questions, your hospitality, your interest in my project and simply making an always pleasant difference to this place! Grazzi!
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