· 

#Bücherliebe - welche Bücher mich auf Malta begleiten

Kein Auslandsaufenthalt ohne dabei mit der richtigen Lektüre bewaffnet zu sein - das ist ein weiterer meiner Grundsätze für einen gelungenen Sommer auf Malta. In mein Reisegepäck haben es ganze sieben Bücher geschafft, alle sind jedoch noch nicht durchgelesen. Mit meiner wöchentlichen Bloggerei, den zahllosen Partys und meinen Schichten bleibt schließlich genug zu tun, dass mich effektiv vom Abtauchen in andere literarische Welten abhält. 

 

Zum Schluss meiner eigenen kleinen #Sprachenwoche wage ich dennoch einen Blick zurück auf die bisher "zurückgelegten" vier Lektüren und hunderten Seiten.

 

P.S.: Weitere Buchvorschläge sind übrigens jederzeit gerne willkommen! Einfach einen Kommentar oder eine persönliche Nachricht verfassen. Die Wunschliste ist lang, doch irgendwo findet sich immer noch Platz für wortgewaltigen Nachschub...  

Volker Kutscher: Märzgefallene. Gereon Raths fünfter Fall 

Reiselektüre Nr.1: Eine literarische Entführung ins Berlin der 1930er-Jahre 

Mein Buch zum Abflug schlug bereits den Bogen zur Nach-Malta-Zeit, wenn ich im September und Oktober ganz viel Zeit in Berlin verbringen darf. 

Von einer ganz anderen Hauptstadt als die, die mich hoffentlich im Herbst erwarten wird, erzählt der Kölner Volker Kutscher in seiner legendären Gereon-Rath-Reihe. Der ehemalige Journalist verbringt mit seinem Werk die Kunst, Geschichte lebendig und authentisch in Kriminalfälle rund um den Kommissar Gereon Rath und sein turbulentes Leben zu verpacken. Begonnen habe ich noch im vergangenen Herbst mit dem ersten Band "Der nasse Fisch", der es mit "Babylon Berlin" auch schon als erfolgreiche Serie auf die Bildschirme der Republik gebracht hat. Je näher es an die Machtergreifung der Nationalsozialisten geht, desto düsterer und politischer wird die Serie, ohne dabei ihre ureigene Identität zu verdrängen. Volker Kutscher bleibt präzise in seinen Beschreibungen, versucht Authentizität herzustellen und verbindet die Fiktion geschickt mit der knüppelharten Realität Berlins in den 30er-Jahren. 

Abzug gibt es dieses Mal trotzdem ein wenig: Kutscher kann es nicht lassen, brutal und zeitweilen ein wenig arg außerhalb realistischer Gefilde zu schwadronieren. Ich würde mir wünschen: Kutscher, bleib bei deinen Leisten!

Trotzdem bleibt "Märzgefallene" eine absolute Leseempfehlung mit Suchtfaktor!

 

Dringend zu empfehlen für Hobby-Kriminalisten, Geschichtsinteressierte und Leute, die nicht vor zu viel spritzendem Blut zurückschrecken.     

Trevor Noah: Born a Crime 

Reiselektüre Nr.2: Packende Realität aus den gar nicht so entfernten Zeiten der Apartheid 

Der Amerikaner Trevor Noah ist einer, der es geschafft hat: Als illegales Kind einer Schwarzen und eines Weißen im Südafrika der brutal diskriminierenden Apartheid geboren, wuchs er viele Jahre seines Lebens in Armut auf. Trotzdem bekam er von seiner liebenden Mutter einiges an Handwerkzeug mit auf den Weg und brachte es schließlich zum gefeierten Comedian und Moderator im Sehnsuchtsland USA. Seit 2015 moderiert er dort die Vorlage für Oliver Welkes deutsche Satiresendung "Heute-Show", die regelmäßig ausgestrahlte "Daily Show" auf Comedy Central.

In "Born a Crime" berichtet Trevor Noah nun erstmals schonungslos aus seinem Leben vor dem Glamour. Die "Politik" der Apartheid war mir als historisches Phänomen durchaus ein Begriff; trotzdem brauchte es erst dieses Buch, um den relativ neutral empfundenen Begriff für mich mit echter Betroffenheit zu besetzen. Sensibel, und dennoch ohne Beschönigungen, erzählt der Conferencier von seiner schwierigen Kindheit als "Mischling" im Slum. Trevor Noah ist nicht nur ein meisterhafter Comedian, wie dieses literarische Debüt zeigt. Beim Lesen des englischen Originalexemplars ist besonders schön zu erkennen: Der junge Südafrikaner bleibt sich auch auf jeder Seite dieses Buches zu 100 % treu. Mal lustig, mal ernst, dann wieder hochemotional nimmt er den Leser mit auf eine Reise zu seinen Wurzeln und den Abgründen des Kolonialismus, die uns alle vor einer ähnlich dunklen Zukunft warnen sollten.   

 

Dringend zu empfehlen für Donald Trump, ähnlich Größenwahnsinnige und andere Rassisten, die nicht verstehen wollen, was sie mit ihrem eingeengten Weltbild eigentlich bewirken. 

Janne Teller: Nichts - was im Leben wichtig ist 

Reiselektüre Nr.3: Eine Reise in den Nihilismus - und zurück? 

"Nichts bedeutet irgendwas, das weiß ich seit Langem. Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun. Das habe ich gerade herausgefunden", so stellt der Hauptcharakter des Buches, Per Anton, zu Beginn von Janne Tellers vieldiskutiertem Jugendbuchbestseller nüchtern fest. Der dänische Schüler klettert mit diesen banalen Wörtern eines Tages unvermittelt auf einen Pflaumenbaum, kehrt nicht mehr in den Unterricht zurück und löst eine Massenpanik unter seinen Mitschülern aus. Deren Idee zum Gegenbeweis scheint zunächst reizend: Gemeinsam tragen sie Dinge zusammen, die ihnen persönlich etwas bedeuten und auch Per Anton zeigen sollen, dass das Leben sehr wohl Sinn ergeben kann. Doch der engagierte Einsatz der Jugendlichen entwickelt sich schon bald zu einer Horror-Farce mit ungeahnten Ausmaßen. Der "Sog der Bedeutung" erwischt auch die Ich-Erzählerin des Buches und nicht zuletzt den Leser selbst, der bis zur letzten Seite gebannt der Auflösung des Dilemmas harrt. 

Auch wenn das Ende schockierend inszeniert ist, mochte sich bei mir kein echter Lerneffekt einstellen, die wahre Bedeutung dieses Buchs blieb mir zumeist verschlossen. Auch der Schreibstil Tellers ist gewöhnungsbedürftig, alles in allem kann ich den anfänglichen Hype um den dänischen Welterfolg nicht ganz nachvollziehen. Ein schlechtes Buch ist es sicherlich nicht, bleibt mir die Magie von "Nichts" am Ende auch noch so verschlossen.

 

(Trotzdem) dringend zu empfehlen für all diejenigen, die den "Sinn des Lebens" immer noch verzweifelt suchen - mit dem deutlichen Warnhinweis, dass sie ihn zwischen diesen Buchdeckeln nicht unbedingt finden!  

 

Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit 

Meine bislang dickste Reiselektüre liegt aktuell noch auf meinem Nachttisch, weswegen ich mir ein abschließendes Urteil zu Hararis Weltbestseller "Eine kurze Geschichte der Menschheit" wohl nicht erlauben kann. Was der israelische Geschichtsprofessor aber im ersten Drittel seines unterhaltenden Sachbuchs abliefert, ist allemal erwähnenswert. Nichts anderes als die "Geschichte der Menschheit" möchte Harari Historikerlaien zu Gemüte führen - was eine trockene Angelegenheit werden kann, wenn man didaktisch nicht auf die richtigen Mittel setzt. Genau hier ist der Autor jedoch durch ein seltenes Talent gesegnet: Yuval Noah Harari scheint ein Meister des Timings im spannenden faktischen Erzählen zu sein. Er weiß genau, wann es sich lohnt, die Atmosphäre mit witzigen Anspielungen aufzulockern und wann strikte Informationen die bessere Wahl sind. Mit Hararis Können als roter Faden ergibt sich ein Meisterwerk der modernen Sachbuchliteratur, ein exzellentes Lehrbuch für den etwas anderen Geschichtsunterricht. Wie kein anderer vermag es der Autor, nicht nur im chronologischen Erzählen zu verharren: Die verschiedenen Epochen analysiert er genauso messerscharf wie er bisweilen nüchterne Fakten liefern kann. (Bislang) ein echter Lesegenuss! 

 

Dringend zu empfehlen für Hobbyhistoriker, echte Geschichtswissenschaftler und Menschen, die Geschichte gerne etwas anders erzählt bekommen wollen.  

Was noch folgt`? 

Noch warten zwei Bücher in meinem Koffer darauf, verschlungen zu werden. Nach Hararis gar nicht mal so kurzer Geschichte der Menschheit wartet eine wärmste Empfehlung meiner lieben Oma, abschließend habe ich ein weiteres englisches Jugendbuch im Repertoire. Doch erst einmal muss ich sehen, wie weit mich die nächsten Wochen auf Malta noch tragen werden...

 

Mein Dank für die bisher genossenen Lektüren gelten vor allem drei Leuten: Meiner belesenen lieben Oma zu Hause, Interrailerin Leah (die ich um ein Best of ihrer liebsten Bücher gebeten habe und bislang nicht enttäuscht wurde) und dem tollen Team der Osiander-Filliale im Gerber, das mich wenige Tage vor meiner Abreise noch einmal perfekt ausstatten konnte.  

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Magda (Freitag, 23 August 2019 19:26)

    Lies mal ‚The Brass Dolphin‘. Ist ne Liebesgeschichte, die teilweise auf Malta spielt. Fast hätt ich mir so nen ‚Türdelfin‘ mitgebracht. �

  • #2

    Rita (Freitag, 23 August 2019 22:49)

    Danke und ganz liebe Grüße!