Ob im Ausland oder daheim - Museen jeder Art sind eine geheime Leidenschaft von mir. Stundenlang kann ich mich durch ihre Ausstellungstexte kämpfen, die heilige Stille der langen Korridore genießen und versuchen, das aufzusaugen, was Museen uns erzählen möchten: Geschichte(n), von menschliche Schicksalsschlägen oder manchmal sogar aus der Zukunft.
Eine richtiggehende Liebe habe ich inzwischen für wirklich gut gemachte Museen entwickelt. Es ist also mehr als nur eine Pflichtaufgabe für mich, auch die museale Bandbreite Maltas zu erforschen - eine Freude, die ich selbst weniger museal interessierten Menschen dringend empfehlen würde. Nicht jedes der für eine so kleine Insel wirklich zahlreichen Museen hat aber wirklich Erkenntnisreiches zu bieten. Es folgt der Versuch eines selbsternannten "Experten", die sechs besten Orte des Landes ausfindig zu machen. Malta-Liebhaber, die sich nach mehr sehnen oder weitere Geheimtipps kennen, können jederzeit weitere Vorschläge einreichen!

4 von 6: Limestone Heritage Park Malta
Mehr ein Landschaftspark als ein richtiges Museum habe ich den Besuch dieses Ortes dennoch sehr genossen. Limestone, zu deutsch Kalkstein, ist seit Jahrtausenden das bevorzugte Baumaterial der Malteser und trägt damit mehr Geschichte in sich, als man bei einem ersten unbedarften Blick auf die grellweißen Hauswände der Insel vielleicht vermutet. Mit putzigen Figuren aus Pappmache und originalen Exponaten im Freiluftgarten eines ehemaligen Kalksteinbruchs erzählt das Besucherzentrum von den verschiedenen Verwendungs- und Gewinnungsweisen des maltesischen "weißen Goldes" über die Epochen hinweg. Zitrusbäume, zwitschernde Vögel und ein imposanter Wasserfall sorgen derweil für beinahe paradiesische Zustände während der audiounterstützen Tour. Abgerundet wird das Programm des leider etwas außerhalb gelegenen Landschaftsparks durch einen museumseigenen Kalksteinkünstler, mit dem man (gegen einen Aufpreis von vier Euro) selbst Hand an den weichen Stein anlegen darf, und eine Multimediashow als Auftakt, die visuell beeindruckend die reichhaltige Historie des maltesischen Ur-Rohstoffs aufbereitet. Mit einer Verweildauer von weniger als einer Stunde ist dieser Ort der perfekte Abstecher für Geschichtsinteressierte, praktisch veranlagte "Möchtegern-Künstler" und passionierte Naturliebhaber!
Thematik: ***
Optik: ****
Gesamt: ***1/2

5 von 6: National War Museum Malta
Lange Zeit war ich Museumsverrückter der festen Überzeugung, die letzte museale Revolution habe sich noch nicht ganz bis ins südliche Mittelmeer durchgekämpft. Wo immer ich auch auf Malta unterwegs war, herrschte doch zumeist das gleiche klassische Ausstellungsmuster vor: Langweilig intonierte Audioguides statt spannend inszenierte Rollenspiele, Überladung statt Reduzierung in den Vitrinen und gewiss ellenlange Texte anstatt knapp gehaltene Infotafeln. Klassische Museen des späten 20. Jahrhunderts eben - so mein Eindruck, bevor mir ein weiterer Valletta-Besuch das National War Museum des Inselstaats im Fort St. Elmo näherbrachte. Die Festung an der Spitze der Hauptstadtbucht widerlegt mit einem Rundumschlag all die gehegten Vorurteile gegenüber der scheinbar leicht angestaubten Museumslandschaft. Das National War Museum, erst kürzlich wieder dank sprudelnder EU-Subventionen komplett neu konzipiert, überzeugt durch eine klare historische Linie, breit angelegte Themengebiete und eine Vielfalt an Erzählweisen, die den Besucher herzlich erfrischen. Von packenden Audiohörspielen, über kreativ konzipierte Leinwandeinspieler, bis hin zur klassischen "musealen Dreifaltigkeit" aus Infotafel, Exponat und kleiner Signatur bietet das Nationalmuseum wirklich alles. Der einzige Schwachpunkt der Ausstellung am Originalschauplatz: Auch hier gelingt den Kuratoren keine wirklich sinnreiche Reduktion. Nach wie vor scheint die maltesische Museumsszene vor allem von der leider irrigen Annahme "Mehr ist Mehr" geleitet.
Thema: *****
Optik: *****
Gesamt: *****

6 von 6: Muza Malta
Wer von modernen maltesischen Museen schwärmt, der darf dieses Juwel der Hauptstadt auf keinen Fall außen vor lassen: Zum Jahr der Kulturhauptstadt schenkte die Regierung ihrer Hauptstadt ein neues Kunstmuseum, das seit seiner Eröffnung für nationale Schlagzeilen sorgt. Tatsächlich weiß die in blütenweiß gehaltene Galerie mit Modernität und erstaunlicher Vielfalt zu überzeugen: Ein Schwerpunkt setzt das Muza vor allem auf die Kunst der großen Nachbarn vom italienischen Stiefel und lokale Helden der Szene. Aber auch darüber hinaus bietet sich dem Auge des Besuchers eine sorgfältig kuratierte Auswahl internationaler Künstler, die allesamt einen Narren an der mediterranen Schönheit gefressen haben.
Für gute Laune und interaktive Einblicke sorgen zahlreiche Medienstationen, an denen der Besucher teilweise selbst künstlerisch tätig werden kann. So können Groß und Klein beispielsweise im Schnelldurchlauf ein eigenes Hauswappen entwerfen, zeitgenössischen Künstlern aus Malta bei ihrer präzisen Arbeit zusehen oder ein digitales Stillleben nach eigenem Gusto auf den Computer bannen. Ein einziger Wermutstropfen bleibt das Mismanagement in der Restaurierung: Aus zunächst unerfindlichen Gründen entnahm man dem Muza diesen Sommer gleich dutzende Bilder auf einmal zur Bearbeitung hinter den Kulissen, bestimmte Teilgebiete der Ausstellung mussten gar auf mehr als die Hälfte ihrer Kunstwerke verzichten! Zumindest war man ehrlich genug, um den Eintrittspreis entsprechend nach unten anzupassen. Tage nach meinem Besuch erfuhr ich schließlich über eine Arbeitskollegin auch den eigentlichen Grund für die künstlerische Flaute in den heiligen Hallen des neuen Prestigeprojekts: Ein bislang unentdeckter Fall von Schimmel in den renovierten Gebäuden zwang die Restauratoren zum musealen Kahlschlag - es bleibt dem wirklich tollen Museum nur zu wünschen, dass eine baldige Rückkehr zu normalen Verhältnissen nicht zu weit in den Sternen steht.
Thema: ****
Optik: *****
Gesamt: ****1/2